Leben von Hofzinser

Das Neueste über den größten Kartenkünstler aller Zeiten

von MAGIC CHRISTIAN

Der unbestritten größte Kartenkünstler aller Zeiten, Beamter im Finanzministerium, Enthusiast der Zauberkunst, Liebling der Wiener Gesellschaft für mehrere Jahrzehnte, verkörperte das 19. Jhdt. schlechthin. Vieles von ihm würde in Vergessenheit geraten sein, wenn nicht der junge, dynamische Zauberkünstler Ottokar FISCHER vor mehr als hundert Jahren zufällig einen seiner Schüler ausfindig gemacht hätte, über den er einen Nachruf hätte schreiben sollen, jenen aber noch immer bei guter Gesundheit fand. Es war Georg HEUBECK.
FISCHER lernte durch ihn viele der hofzinserischen Kunststücke kennen und widmete ab diesem Zeitpunkt sein Leben den Nachforschungen über HOFZINSER und seine Kunststücke. In zwei Büchern „KARTENKÜNSTE“ (1910) und „ZAUBERKÜNSTE“ (1942) legte er seine Forschungen nieder, die noch heute als Grundlage für viele Themen der Zauberei, Variationen und Gedankenanstöße speziell für Kartenkünstler in aller Welt gelten.

FISCHER hat nach eigenen Angaben nicht sehr viel Persönliches über HOFZINSER gefunden und sein Wissen hauptsächlich auf Überlieferungen durch Schüler und Freunde aus dem HOFZINSER-Kreis und auf erhaltener Korrespondenz und erhaltenem, diversem Kunststückszubehör aufgebaut. Überlieferungen beinhalten aber oft Veränderungen beteiligter Personen durch deren Text und Sprache, durch deren eigene Persönlichkeit und aus einem ganz einfach Grund: Dem Vergessen!

Bei einer Pressekonferenz im Rahmen des Zauberkongresses MERLINALE im Jahr 1991 in Wien stellte ich neben Ludwig DÖBLER und KRATKY-BASCHIK auch in einigen Worten Johann Nepomuk HOFZINSER als berühmte Vertreter der Wiener Magischen Schule vor. Im anschließenden Gespräch mit einem an diesem Thema sehr interessierten Journalisten wurde mehr daraus. Er wollte über HOFZINSER einen Artikel in der Zeitschrift des österreichischen Finanzministeriums schreiben.

Zum Spaß bat ich ihn, doch einmal im Archiv des österreichischen Finanzministeriums nachzuforschen, ob es denn nicht noch einen Personalakt HOFZINSER gäbe. Nach wenigen Tagen rückte dieser nicht nur journalistisch interessierte Mann mit einigen schriftlichen Aufzeichnungen an, die mein Interesse hell wachrüttelten. Es gab nicht nur einen Akt sondern gleich mehrere, einige Dienst- und Gehaltstabellen, und noch dazu sowohl das Pensionsansuchen HOFZINSERs 1865 als auch das seiner Witwe aus dem Jahre 1875. In der Zwischenzeit habe ich eine unglaubliche Aktenmenge bei den zuständigen Archivstellen über HOFZINSER gefunden. Von militärischer Verwendbarkeit, Gehaltsvorschüssen, Urlaubsansuchen, Tauf- und Heiratsurkunden, Diensttausch und Beförderungen, einer Pensionspfändung, u.v.a.

Ich bin heute nach vielen Jahren des Suchens und Findens überzeugt, dass viele Dinge im Leben von Johann Nepomuk HOFZINSER in ganz falsches Licht gesetzt und daher auch falsch interpretiert wurden, dass seine Bedeutung noch viel größer für die Zauberkunst ist, als wir bis heute annehmen und dass sein Ruf als Begründer der modernen Karten-, Salon- und Close-Up Magie dem des Franzosen Jean ROBERT-HOUDIN als Erfinder vieler großartiger Illusionen mehr als ebenbürtig ist. Sein Stern strahlt in den USA heller als in Europa und ehe noch zuviel Falsches verbreitet wird, sollen allen Lesern und Abschreibeautoren weitere Fehlschlüsse erspart bleiben.

Es gibt neben den 41 erhaltenen persönlichen Briefen, Dokumenten und Geräten noch circa 270 Manuskripte von ihm und seinen Freunden in verschiedenen Sammlungen, verschiedene Programmzettel und hunderte Inserate über HOFZINSER Auftritte. Ich selbst habe mehr als 2.500 Zeitungsartikel über ihn und seine Familie im Laufe der Zeit zusammengetragen. Sie sprechen eine deutliche Sprache.

Es gilt vieles in den diversen Kunststücken zurechtzurücken, interessante Geschichten über ihn zu veröffentlichen, neue Kunststücksabfolgen und neue Aufzeichnungen zu bearbeiten und auch einen neuen Brief, der besonders wichtig ist und viel von der kommerziellen Seite HOFZINSERs verrät, auszuwerten!

In den jetzt aufgefundenen, interessanten Zeitungsartikeln der damaligen Zeit, werden die Programme HOFZINSERs, seine Kleidung, seinen Vorführstil, seine Person und sein Wesen ganz genau beschrieben. Besonders die Berichte nach 1857, als der Salon in seine Blütezeit kam und überall bekannt wurde, kannte FISCHER leider nicht, sonst hätte er nicht so viel Fehlschlüsse gezogen und es wäre nicht soviel Falsches später immer wieder von ihm abgeschrieben oder davon falsch interpretiert worden.

Bis dato hat sich niemand die Mühe gemacht, alle bekannten Fakten nochmals zu recherchieren und auf Ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Es ist nicht hier der Platz, um alle Details genau aufzuzeigen, aber an Hand von Beispielen möchte ich Ihnen, als interessierten Leser einen kleinen Vorgeschmack geben, was sie in diesem neuen Werk über HOFZINSER erwartet: Ein Auszug aus den Kapiteln:

1. SEIN STAMMBAUM UND SEINE FAMILIENGESCHICHTE:

Die Familie HOFZINSER lässt sich über die Kirchenbücher bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Fünf Generationen zurück wird der Vater von Mathias HOFZINSER, Bauer im Harzthal , der ein Frl. Susanne Schratt 1693 geheiratet hat, als noch lebender Schäfermeister in den Trauungsbüchern der Pfarrei Gamlitz in der österreichischen Südsteiermark geführt. Der aus dieser Ehe stammende Sohn Andreas, gelernter Bäcker, ist der Urgroßvater unseres berühmten Kartenkünstlers. In der Zwischenzeit habe ich circa 80 Familienmitglieder in einem richtigen Stammbaum mit mehreren Linien registrieren können. Fälschlicherweise wird seit Ottokar Fischer überall immer der 19. Juli 1806 kolportiert. So steht es zwar auf Hofzinsers Grabstein, ist aber ein Schreibfehler. Der mit Taufschein und anderen Dokumenten belegbare Geburtstag HOFZINSERs ist richtig der 19. Juni 1806(!).

Hofzinsers Großmutter war eine geb. Sigmund, ebenso war die Mutter des bekannten Biedermeierzauberkünstlers Leopold Ludwig Döblers eine geborene Sigmund. Beide dürften entfernte Cousins gewesen sein, da Hofzinser einmal in einer seiner erhaltenen Kritiken über Döbler „von meinem Vetter Döbler“ spricht. Beide Familien verbrachten auch um 1815 die Sommerfrische im Sauerhof in Baden bei Wien. Döbler dürfte auch Hofzinser zur Zauberei gebracht haben.

2. EIN TITEL OHNE MITTEL:

Wie HOFZINSER zu seinem Doktortitel kam? Laut den Aufzeichnungen der Meldebögen, der Schullisten und der Diensttabellen hat er nie studiert und auch keinen Dr. phil. gemacht. Es wurde ihm auch kein Ehrendoktorat verliehen. Erst nach seiner Pensionierung taucht auf Ankündigungen und Hotellisten, dieser „Kaffeehaustitel“, wie er in Wien genannt wird, auf. Sein Doktortitel taucht erst nach seiner Pensionierung 1865 auf, als er mit seinen „Stunden der Täuschung“ auf Tournee geht. Andere Zauberkünstler nannten sich hochtrabend „Professoren der Magie“, HOFZINSER verwendetet den Titel „Doktor“.

Genaueres entnehmen sie dem 1. Band: J. N. HOFZINSER – NONPLUSULTRA, Magic Christian, Verlag Edition Huber, Offenbach/Deutschland
Seine Kartenkunststücke werden im fertig gestellten 2. Band: J. N. HOFZINSERs KARTENKÜNSTE zum ersten Mal komplett veröffentlicht. Sie sind im gleichen Verlag erschienen.

3. HOFZINSER ALS BEAMTER, der überall gebraucht wird.

1824 wird HOFZINSER noch als 18 jähriger Lehrling im väterlichen Seiden- und Kurzwarengeschäft geführt. Ab 1825 dient er als Praktikant bei der k.k. Tabak- und Gefällenverwaltung, und bringt es bis zum 2. Official, ein eher sehr niederer Rang der Beamten-Hierachie. 1839 wechselt er durch einen Kunstkniff in das Finanzministerium. Gegen eine monatliche Abschlagszahlung an einen verschuldeten Beamten, wird beiden ein Dienstplatztausch gewährt. HOFZINSER wird Registrant in der Hofkammer (ab 1848 heißt es Finanzministerium). Er dient als Substitutskassier in der Cameral-Verwaltung, in der Staatsdruckerei und in der Registratur, und geht 1865 mit Gefälligkeitsattesten in Pension.

4. DIE HEIRAT MIT WILHELMINE BERGMANN

Am 21. 9. 1854 heiratet er das 27 Jahre alte Frl. Wilhelmine Bergmann, die wahrscheinlich aus einer „Bergraths“-, Goldschmied- oder Juweliersfamilie stammte. Noch nicht abgeschlossene Recherchen lassen vermuten, dass sie laut Taufschein ein uneheliches Kind ist. und wahrscheinlich aus Böhmen kam.

5. SEINE SALONS

Im Gegensatz zu FISCHER, der wie seine Nachfolger die Eröffnung der Salons Hofzinser fälschlicherweise immer um 1854 angesetzt hat, eröffnet HOFZINSER unter dem Namen seiner Frau Wilhelmine seinen Salon erst am 3.1. 1857 in der Wollzeile 789, (heute Nr. 38!) mit folgendem Programm, wie die österreichische Zeitung vom 3. Jänner 1857 unter der Rubrik „Vermischtes“ beschreibt

Bis zur Pensionierung 1865 betreibt HOFZINSER seine Salons an mindestens fünf verschiedenen nachweisbaren Adressen, von denen noch einige in baulicher Substanz erhalten sind, aber immer nur in den Wintermonaten. Meist ab November bis April. In den anderen Monaten reiste er mitunter nach Graz, Brünn u.a. Städten zu Kurzaufenthalten, obwohl er noch immer als Beamter beschäftigt war.

Es gibt unzählige Hinweise auf den Inhalt seiner Programme und Darstellungen! Lobend wird immer wieder die „prachtvolle Atmosphäre des Salon“ und die „gemüthliche Nähe“ der Vorführungen erwähnt. Gemälde in Goldrahmen, darunter auch eines von Josef Mathäus Aigner von Hofzinser selbst, das nach einer Lithographie von August Prinzhofer entstand und bisher verloren gegangen ist und ein Porträt seiner Frau Wilhelmine zierten den Salon. Bequeme Lehnsessel und Stühle warteten auf die Besucher, die bis zu 2 1/2 Gulden für die besten Plätze zahlten.

Seine Vorstellungen waren immer ausverkauft und es mussten immer wieder einige Zusatzvorstellungen eingeschoben werden. Drei- bis viermal pro Woche präsentierte Hofzinser sein Programm, das er in jeder Saison mehrmals wechselte.

Selbst die sehr satirische Zeitung“ Der Teufel in Wien“ kann sich des Erfolges nicht verschließen und schreibt sehr treffend über den somnambulistischen Teil der Vorführung wörtlich:

„Wir – d.h. Prinz Carneval und ich, der Teufel – befinden uns im Salon Hofzinser und zwar in der gespanntesten Erwartung, baldigst die Künste einer Seherin bewundern zu können, einer Hellseherin, einer Dame, die so zu sagen durch ein Brett sieht, auch wenn es kein Loch hat.

Die staunenswerten Kartenkunststücke und Escamotagen des Herrn Hofzinser zwingen uns kein Lächeln der Bewunderung ab, das Alles geht ganz natürlich zu und Geschwindigkeit ist am Ende keine Hexerei, aber – eine Schlafwachende, eine Magnetisierte, eine Hellseherin vom Umfang der Frau Hofzinser, ist jedenfalls eine seltene, eine seltsame Erscheinung, und ganz angethan, das Quecksilber im Thermometer der gespannten Neugierde zur Glühhitze zur erschöpfen, endlich geht die Hellseherei los – nein, noch nicht; die hellzusehen berufene Dame muß, ehe sie hell zu sehen im Stande ist, gestrichen, id est – magnetisiert werden. Das unglaubliche geschieht. Der schwache Mann setzt sich mit seiner robusten Frau in den gewünschten Rapport, sie entschlummert – „oder was“. Das Frage und Antwortspiel beginnt. Frau Hofzinser weiß Alles, auch was sie nicht weiß, sie sieht alles, auch was sie nicht sieht, und hört Alles, auch was sie nicht hört. Mein Nachbar zur Linken, der vor Erstaunen gar nicht zum eigentlichen Verständnis des Ganzen kam, bedauerte, daß Winter sei, im Sommer höre Frau Hofzinser sogar das Gras wachsen und sehe den Veilchenduft mit geschlossenen Augen. – Wunderbar! Die Dame schläft länger, als ihr Gatte es wünscht, er weckt sie, indem er einigemale mit dem Licht vor ihren Augen hin- und herflunkert – sie erwacht. Wunderbar, was Menschenhände hervorbringen können, wenn sie die Nasenspitze einer schlafenden Frau mit einem „Kerzenlicht“ in unglaublich nahe Berührung bringen. Prinz Carneval und ich, wir nahmen den überwältigenden Eindruck aus dem Salon Hofzinser mit uns fort. Vorlaut, wie immer, vermochte ich beim „Herausgehen“ die Bemerkung nicht zu unterdrücken: die Narrhalla-Saison lasse sich heuer gut an, sie beginne, womit sie in der Regel endet, mit – „Faschingstückeln“.

Keine Trickbeschreibung könnte in Worten diese Stimmung, Präsentation, Aussehen der Personen und den allgemeinen Eindruck auf das Publikum besser beschreiben, als dieser Artikel. FISCHER hat sich über den hellseherischen Teil der Vorführung durch Madame HOFZINSER nie wirklich geäußert.

In Jänner 1858 z.B. produzieren sich mehrere Zauberkünstler in Wien zugleich. Im Vorort Magdalenengrund die beiden Escamoteure BRUNNER und GROTTE, im Saal der Gesellschaft der Musikfreunde Adolf BILS aus Athen, der seine Frau auch „verschwinden“ lässt. Der Wettbewerb regt zu Ideen an.

HOFZINSER bietet 1000 Dukaten demjenigen, der die in seinem Salon gebotenen Kartenkunststücke wiedergibt. Ein paar Tage später bietet BILS im Musikverein 2000 Dukaten demjenigen, der ihn an Kunstfertigkeit übertrifft. Doch die nächste Ankündigung übertrifft alles. Herr Willsin aus den Vereinigt Staaten von Amerika soll im Herbst eintreffen und alle seine Kunststücke mit unfassbar grenzender Fertigkeit und nur mit Glacéhandschuhen vorführen.

Welchen Kampf es um die Zuschauer der Stadt Wien gab, die sich am Wettstreit gerne erfreuten, zeigt die Ankündigung von BILS, sofort alle seine Kunststücke mit Handschuhen bekleidet zu produzieren.

Der große Dichter SAPHIR schreibt im „Humoristen“, als der Salon im März 1858 bis zum nächsten Winter geschlossen werden soll:
.“… verliert ein charakteristisches, höchst anregendes Vergnügen. Schade, daß Hofzinser ein Wiener ist. Hieße er Hofzinserio, -zinserino, -zinserinetti oder Mr. Ofzinsé, Wien käme in Alarm durch seine Wunder. Wer jedoch Hofzinser gesehen, der sagt (mit Napoleon I) das Wort „unmöglich“ muß aus dem Wörterbuch heraus; und wenn er im Leben etwas Erstaunliches erfährt, sagt er sicher: „Das hat Hofzinser gethan!“….“

1. Salon: 1857 – 1859, Wollzeile 38 (heute befindet sich dort das Restaurant Plachuta, das Haus ist um die Jahrhundertwende umgebaut worden).
2. Salon: 1860, Saloneröffnung im Volksgarten an Polizeiverbot gescheitert. Vorstellung am kaiserlichen Hof.
3. Salon: 1861 – 1862, Himmelpfortgasse 15 (Das Haus steht noch, die Wohnung gibt es).
4. Salon: 1863 – 1865, Walfischgasse 8, ein Teil des Hauses steht noch (Drasche Haus).
5. Salon: 1865, Hotel London, Fleischmarkt, Haus gegenüber dem Laurenzerberg, es steht noch, ist aber in ein Privathaus umgebaut.
6. Salon: 1868, nur einige Vorstellungen, Hotel Weisses Ross, Große Fuhrmanngasse, heute City Hotel, Taborstraße 8.

5. DIE KUNSTSTÜCKE

Immer wieder werden von HOFZISER neue Kunststücke in das Programm eingebaut, Kunststücke wie „Die Briefpost, der Zerrissenen und Philadelphias interessantestes Kunststück“ tauchen auf. Sie werden als Kulminationspunkt der Täuschungskunst gepriesen.

Wer hat schon von einem Kunststück: Das Orakel der Frauen im Harem in der Nacht des zweiten Beiramfestes – gehört, welches HOFZINSER 1870 in Gmunden vorführte? Im Band 2 erwarten sie neue Routinen und ein Kapitel „Feinheiten“ der Kartenmagie. Im dritten Band werden seine Salonkunststücke beschrieben.

Die Stimme HOFZINSERs wird in vielen Berichten als zu wenig füllend für das große Theater beschrieben. Das dürfte auch der Grund gewesen sein, dass er die Vorführungen im Salon bevorzugte, wo er – wie Madam Herrmann treffend erwähnte – „ein Gott“ war.

Schon zu Lebzeiten verkaufte HOFZINSER viele seiner Kunststücke an seine zaubernden Freunde, erfand für seinen Freund Compars HERRMANN neue Routinen und verriet gegen 200 Gulden auch das Geheimnis des Kunststücks „Der Forcierte Gedanke“ an den reichen Engländer, Mr. Clite, der es unbedingt erfahren wollte. Im Gegensatz zu Ottokar FISCHERs oft kolportierter Meinung, seine Kunststücke wie einen Augapfel zu hüten, gab Hofzinser laut Zeitungsmeldung auch Unterricht in der Zauberei in seinem Salon.

Unter den Kunststücken finden sich wunderbare „Kartenpiecen“ und herrliche Salonkunstücke, die im zweiten und dritten Band von NON PLUS ULTRA von MAGIC CHRISTIAN nachzulesen sind. Darunter finden sich so bekannte „Piecen“, wie er sie nannte, wie:

Manipulationen:

Hofzinservolte
Hofzinser Kartenkontrolle
Hofzinser Forcieren
Transparente Karte
Das genähte Spiel, bekannt heute unter „The electric deck“
u.v.a.

Kunststücke:
Die vier Könige
Die vier Achter
Die Macht des Glaubens
Die drei Kräfte
Das Profitchen
Denken und Vergessen
Coeur Mariage
Das wunderbare Kartenspiel
Der Rosenspiegel
Die Bibliothek deutscher Poesie
Das Wort
Der Vers
(wird ergänzt)

Hofzinser ist sicher der kreativste Zauberkünstler seiner Zeit gewesen, der es verstand den Zeitgeist mit Phantasie in wunderbare Zauberkunststücke zu packen und auch politisch kritische Bemerkungen – wie sein dichtender Zeitgenosse Johann Nestroy in seine Theaterstücke – in seiner Präsentation einfließen zu lassen.

6. HOFZINSERS REISEN

Schon um 1844 dürfte Hofziner in Paris gewesen sein, wo er Hector Berlioz traf. Später kam er während seiner Dienstzeit auch mehrmals nach Graz (1845. 1862), nach Prag (1858), Berlin (1861) und Brünn (1863) Er ging 1865 nach seiner Pensionierung dorthin auf Reisen, wo seine Vorbilder und Freunde BOSCO, DÖBLER und HERRMANN schon alle gewesen waren.

In den Jahren 1865-1874 konnte ich – durch das Studium vieler lokaler Zeitungen – Vorführungen von ihm in Graz, Marburg, Laibach, Preßburg, Budapest, Wien, Krakau, Troppau, Linz, Salzburg (diese war bekannt), München, Wels, Gmunden, Steyr, Bad Ischl, St. Pölten (das Plakat davon ist bekannt), Krems, Korneuburg, Lemberg, Czernowitz, Wiener Neustadt, Znaim, Pilsen, Eger, Karlsbad, Marienbad, Franzensbad, Brünn, Berlin und Triest finden. Auch im Süden, dem heutigen Slovenien und Kroatien, war HOFZINSER oft unterwegs.

In den Zeitungen fanden sich oft wunderbare Kritiken. Meist wurde auch das noch das ganze Programm angegeben. Die Wiener Nationalbibliothek ist Gott sei Dank voll von altösterreichischen und den wichtigsten ausländischen Zeitungen, die man alle auf Mikrofilm und viele jetzt schon online lesen kann. Auch in Berlin, München und Prag habe ich die entsprechenden Zeitungen recherchiert. Viele Plätze wie Dresden oder Leipzig, Breslau oder Lemberg bleiben noch zur Nachforschung offen.

Oft ist es aber nur eine Frage der fehlenden lokalen Zeitungen und Bezirksblätter jener Zeit, Auftritte dieses Künstler nachzuvollziehen, da er oft in privaten Salons und Casino-Vereinen (wie eben auch heutzutage Zauberkünstlerkollegen oft auftreten) seine Vorstellungen gab.

7. DER TOD HOFZINSERS

Die letzte dokumentierte Vorstellung HOFZINSERs wird in den Wiener Zeitungen vor dem Silvesterabend 1874/1875 registriert, als er für den Wiener Klub der Kaufleute eine Vorstellung gab.

Im Gegensatz zu Ottokar FISCHERs später immer wieder kolportierter Meinung erkrankte HOFZINSER erst 6 Wochen (!) vor seinem Tod am 11. März 1875 schwer. Das „Neue Fremdenblatt“ berichtet wie fast alle wichtigen österreichischen Zeitungen darüber, in manchmal langen Nekrologen. Am 14. März 1875 heißt es z.B. dort.

„In der Pfarrkirche St. Johann in der Praterstraße fand gestern Nachmittag um 2 Uhr die Einsegnung der Leiche des am 11. d. verstorbenen Professors J. N. Hofzinsers statt. Derselben wohnten außer den Angehörigen zahlreiche Freunde und Bekannte des Verblichenen bei.

Nirgendwo wird vermerkt, daß er verarmt oder vergessen verstorben ist. Er war weder reich noch wirklich arm, aber sicher nicht von seinen Freunden vergessen und sicher nicht verbittert wegen seiner Zauberneider von dieser Welt geschieden – wie FISCHER es als Künstlerschicksal nachkonstruierte. Immerhin wohnte er ab 1869 bis zu seinem Tod in einem Haus, das zur reichsten und begehrtesten Vorstadtgegend gehörte, direkt neben dem berühmten Carl-Theater. In einem Haus, in dem schon vor ihm Ferdinand Raimund (bekannter Dichter), Therese Krones, (große Schauspielerin), Adolf Bäuerle (Herausgeber der Allgemeinen Theaterzeitung und Wenzel Müller (berühmter Maler) wohnten.

Er war vielleicht eher verbittert wegen seiner jungen Frau, die ein Jahr nach seinem Tod Ihren langjährigen Verehrer, den reichen Hofrat und Hausbesitzer Dr. August Biela (+ 1893) ehelichte. Kein Wunder, dass sie nichts mehr von der Zauberei wissen wollte und durch die Neugründung eines Hausstandes – wie es oft üblich ist – die alten Sachen nach und nach wegwarf. Als der 25jährige Ottokar Fischer sie um 1898 traf, um sie nach 23 Jahren nach dem Tod ihres ersten Mannes HOFZINSER auszufragen, wird die alte Dame nicht sehr erfreut gewesen sein, da sie ja auch Ihren zweiten Mann überlebte und nach so vielen Jahren nichts mehr vom ersten Gatten wissen wollte.
Hätte Sie geahnt, dass ihr zaubernder erster Gatte auch 140 Jahre nach seinem Tod in aller Munde sein würde und ihr zweiter Gatte in Vergessenheit geriet, hätte sie bestimmt anders gehandelt.

8. Der KOMPONIST

Als neueste Funde zum Leben Hofzinsers konnte 2010 eine Komposition Hofzinsers für Violine und Klavier im Archiv des Wiener Musikvereins entdeckt werden, die vom bekannten Konzertgeiger Vahid Khadem-Missagh eingespielt wurde und auf CD bei Magic Christian erhältlich ist.

Erst kürzlich fanden sich Noten eines Quartetts, das Komponisten Léon de St. Lubin, das dieser Jean N. Hofzinser gewidmet hat. Auch dieses Quartett werden wir in naher Zukunft einspielen lassen. Es gibt wahrscheinlich weitere Kompositionen, die Hofzinser gewidmet wurden

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